"Our Wine"


Soliko Tsaishvili begann in einer Zeit mit der Weinproduktion, als Georgien noch Teil der UdSSR war und die Weinindustrie wenig Rücksicht auf Qualität oder Tradition nahm, sondern nur auf Masse für den russischen Markt produzierte. 1989 kaufte er erstmals Rkatsiteli-Trauben aus verschiedenen Dörfern in Kachetien und prozessierte sie als Hobby-Winzer im eigenen Keller der Hauptstadt Tbilisi für sich und seine Freunde. Soliko arbeitete hauptberuflich indes weiter an der Universität als Philologe und Herausgeber einer Literaturzeitschrift. 2003 traf er schließlich eine folgenreiche Entscheidung: er kaufte ein Haus in der östlichen Region Kakheti samt Weinberg und wurde ganz und gar Winzer. Auf 5,5 Hektar baute er in Kardenakhi seitdem hauptsächlich Saperavi und Rkatsiteli Wein an.
Drei seiner Freunde waren zu diesem Zeitpunkt als Unterstützer/Mitgründer Zeitpunkt dabei, als Luca Gargano, einer der Begründer der italienischen Slow Food Bewegung, 2005 seinen Wein probierte, den gesamten Bestand kaufte und als fünfter Partner mit einstieg. Damit war „Our Wine“ (georgisch "Chveni Ghvino") geboren, eine Winzergemeinschaft, deren Anliegen es von der ersten Stunde an war, in guter Gesellschaft noch besseren Wein zu genießen und dabei radikal nach biodynamischen Grundsätzen zu arbeiten. Mit neun anderen Natur-Winzern der ersten Stunde gründete Soliko entsprechend die Natural Wine Association. Da die Naturwein-Produktion in Georgien bislang aber nur 2% der Gesamtproduktion aller Weine ausmacht, wollten sie auch eine charmante und nachhaltige Brücke zur georgischen Öffentlichkeit und zu neugierigen Konsumenten bauen und eröffneten 2010 Vino Underground, eine rustikale Weinbar in einem Kellergewölbe im Herzen Tbilisis, wo die Weine aller Naturwinzer zum Trinken einladen. Mit diesem Ansatz wurde Soliko zur Leit- und Inspirationsfigur der heutigen Naturwinzer-Generation, neugierigen Menschen neue Geschmacks-Perspektiven aufzuzeigen, die es so nur im Qvevri-Wein zu finden gibt. Viele sahen und sehen in ihm gewissermaßen den Guru der wiedererwachten Naturwein Bewegung Georgiens, er schmunzelte über solche Labels nur leise in sich hinein: sparsam mit seinen Worten, aber überströmend von Herzlichkeit, stolz auf seine Traditionen, aber offen für die Welt.

2016 erkrankte Soliko schwer an Krebs und verlor zwei Jahre später schließlich den Kampf gegen ihn. Zurück bleibt die Erinnerung an seinen warmen, wettergegerbten Gesichtsausdruck, untermalt von seinem weißen Bart und spitzbübischen Lächeln, das einen spüren ließ, dass er stets in sich noch etwas wusste, was er nicht preisgab. Die 2015er Jahrgänge der Weine und Chachas sind die letzten, die Solikos Handschrift tragen…

Doch seine bisherigen Partner David Kapanadze und Irakli Pruidze sowie sein Freund Merab Matiashvili, selbst Naturwinzer mit eigenem Weinberg im Nachbardorf Tibaani, entschieden sich, Our Wine weiterleben zu lassen und stellten 2017, nach einem Jahr des Stillstands, wieder Wein her. Es ist eine spannende und würdige Aufgabe, auf die sich die drei, kurioserweise alle hauptberuflich Ärzte, eingelassen haben.